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Stadtteilschule Lurup diskutiert den Einfluss von Medien auf die Gesellschaft

Stadtteilschule Lurup 0909Mit insgesamt 30 Jugendlichen aus dem elften Jahrgang beehrte uns am 29. und 30. März 2022 die Stadtteilschule Lurup. Auf dem Programm stehen - neben einer interaktiven Presse-Simulation - gewichtige Themen wie Agenda Setting, Fake News und Hate Speech.

Einstieg über die zeitgenössische Pop-Kultur

Eher unkonventionell wirft die Seminargruppe zum Einstieg mit Referent Marius Fröchling einen Blick in die zeitgenössische Pop-Kultur: Ein aktueller Rap-Song des Künstlers Alligatoah mit starkem Bezug zur aktuellen medialen Realität wird inhaltlich analysiert: „Trotz einem Leben voller Folterszenen – hab ich keine Folgeschäden“, polemisiert der Barde in seinem Werk. Schnell kommt eine Diskussion zu den Auswirkungen von Medienkonsum in Gange. Unzählige Beispiele und Erfahrungsberichte von Mobbing bis zu gewaltverherrlichenden Inhalten schwirren durch den Saal.

Medien prägen unsere Sicht auf die Welt

Stadtteilschule Lurup 0898Wenig später umtreibt die Gruppe die Frage nach den Auswirkungen der medialen Liberalisierung, dabei würden Blogs und soziale Medien „vielen verschiedenen Menschen und Meinungen, verschiedenen Ansichten“ Gehör verschaffen, zudem sei am Beispiel des Ukrainekrieges die hohe Mobilisierungsmöglichkeit etwa für internationale Hilfsbemühungen deutlich geworden.

Gleichwohl reflektiert die Delegation aus Lurup: Insbesondere die ganz jungen Mediennutzer denken, dass alles was sie sehen auch der Wahrheit entspräche. Überhaupt würden Zitate oder Informationen immer öfter aus dem Zusammenhang gerissen, eine inhaltliche Überprüfung vor der Veröffentlichung finde durch den Machtverlust der alten Gatekeeper – namentlich Verlage und Zeitungen - immer weniger statt. Somit könne es schneller zu einer unbegründeten Massenpanik kommen. Umgekehrt avanciere der Vorwurf der „Unwissenschaftlichkeit“ zunehmend zum inflationär eingesetzten Totschlagargument, was wichtige Diskurse schnell begrabe.

Debatte zu den gesellschaftlichen Auswirkungen von Tiktok

Stadtteilschule Lurup 0863Das Thema der abschließenden Debatte im Garten der Rissener Politikvilla wird unter den Schülerinnen und Schülern abgestimmt und fällt auf die Frage, ob die Social-Media-Plattform Tiktok in Deutschland stärker kontrolliert oder gar verboten werden sollte.

Sie sollte, findet eine Schülerin, denn die Bilderfluten würden die Psyche der Kleinsten empfindlich stören und durch nackte Haut und vermeintliche Schönheitsideale einen sehr negativen Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen haben. Nein, das könne man nicht ernsthaft regulieren, argumentiert die Gegenseite – die Nutzer würden ihre Wege finden. Auch Russia Today, dem kürzlich die Sendelizenz entzogen wurde, sei in Deutschland über Umwege weiterhin erreichbar. Und überhaupt wären die Vorwürfe sehr selektiv, denn in Tiktok gelte dasselbe wie in allen sozialen Medien: Auf die individuelle Filterblase komme es an.

Pressesimulation im Mittelpunkt

In der Rolle von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Journalismus schlüpfen die Gäste der STS Lurup am zweiten Seminartag unter der Regie von Referentin Julika Stenzel. Nach einem bizarren Vorfall im Herzen Hamburgs müssen in Echtzeit Informationen aus unterschiedlichsten Quellen analysiert, ausgewertet und weiterverarbeitet werden. Dabei entwickelt sich ein hitziger Konkurrenzkampf unter den einzelnen Redaktionen. Und auch für die Politikerinnen und Politiker ist der Vormittag herausfordernd: Ständig erreichen neue Insider-Informationen und Geheimdienstberichte den Krisenstab, der jetzt unter Zeitdruck gewichtige Entscheidungen treffen muss.

Abschließend fusioniert die Bereichsleiterin der Jugendbildung, Manja Jacob, die gesammelten Erkenntnisse über politische Manipulationsmethoden anhand des Brexit-Beispiels. Die Schülerinnen und Schüler beweisen dabei ein gesteigertes Bewusstsein für Desinformation und Techniken der unterschwelligen Beeinflussung.

Zufriedene Seminarteilnehmende und Referierende

Im Feedback zum Ende des zweitägigen Tapetenwechsels wird deutlich, was die Gäste aus Lurup besonders berührt hat: „Mir hat gut gefallen, dass wir immer unsere Meinung frei aussprechen konnten, ohne bewertet zu werden. Ebenfalls die vielen Gruppenarbeiten (auch im Garten) und das Rollenspiel“, heißt es da, zudem schreibt jemand: „Ich fand die Abwechslung der Aufgaben positiv und dass es verschiedene Aktivitäten waren, vor allem das Rollenspiel“. Etwas Kritik gibt es diesmal allerdings auch: „Die Lostechnik hat mir nicht so gut gefallen“, gibt eine Schülerin zu. Wir werden das in Zukunft berücksichtigen!

„Wer behauptet, die Jugend von heute wäre unpolitisch, ist offenbar noch auf dem Stand von vor der Corona-Phase. Mit unseren Gästen aus Lurup konnten wir wirklich sehr differenziert diskutieren, fernab von jeglichem Schwarz-Weiß-Denken“, resümiert Referent Fröchling.

Gisela-Bartels-Stiftung ermöglicht Bildungserlebnis

Unser Dank gilt an dieser Stelle der Gisela-Bartels-Stiftung für die Förderung dieses großartigen Bildungserlebnisses, sowie allen Schülerinnen und Schülern der STS Lurup für die tolle Beteiligung.

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