Das widersprüchliche Verhältnis von Ökonomie und Ökologie
„Das Planspiel war sehr kreativ und gut strukturiert gestaltet“, „Alle wurden eingebracht“, „Die Referierenden waren sehr energetisch und haben für eine gute und entspannte Atmosphäre gesorgt“ – so die Resonanz der Schülerschaft des Louise Weiss Gymnasium, welches am 12. und 13. Dezember 2023 eine Delegation ins Haus Rissen entsandt hatte.
Das Thema: Ökologische Transformation bei ökonomischer Stabilität. Wie kann das gelingen?
Den Start machte das vom Jugendbereich entwickelte Klimaplanspiel. In der Rolle verschiedener fiktiver Staatenbünde galt es, bei ungleich verteilten Ressourcen Lösungen für die weltweiten klimatischen Veränderungen zu finden.
Die Schwierigkeiten und Hemmnisse einer ergebnisorientierten Klimadiplomatie traten dabei schnell zu Tage und nach der ersten Runde konnte die Weltgemeinschaft nur schleppende Erfolge in der Begrenzung der Erderwärmung erzielen.
Doch schon im zweiten Durchgang setzten die Teilnehmenden auf übergreifende Zusammenarbeit und umfassendere klimapolitische Entscheidungen wurden gefällt. In der Debriefing-Phase schilderten die jungen Menschen schließlich ihre Kriterien zur Entscheidungsfindung und diskutierten angeregt über die einzelnen Manöver.
Konsumreduktion vs. Volkswirtschaftslehre
Am zweiten Seminartag ging es dann vor dem Hintergrund der gewonnenen Erfahrungen vor allem um die Diskurse darum, wie der Spagat zwischen Nachhaltigkeit und ökonomischen Erfordernissen gelingen kann.
Während die Degrowth-Bewegung eine Abkehr von bestehenden neoklassischen Annahmen einfordert und vermeintliche Alternativen aufzeigt, setzen breite Teile der Gesellschaft auf grünes Wachstum. Dies wiederum erntet Kritik von Vertreter*innen eine pluralen Ökonomie, die Kreislaufwirtschaft und Konsumreduktion auf die Agenda setzen wollen.
Im Verlauf der beiden Tage wurde deutlich, dass es schwierige Fragen zu lösen gilt und die Politik keine leichte Aufgabe hat, allen Interessengruppen gerecht zu werden. Wie lassen sich etwas Sozialstaaten bezahlen, wenn die Volkswirtschaften ihren Output reduzieren und damit auch auf Einnahmen verzichten müssen?
Wie nachhaltig kann ein Wachstum sein, welches immer noch auf Rohstoffgewinnung und Raubbau an der Natur angewiesen ist, auch um neue Technologien zu realisieren? Und kann einer Gesellschaft, für die Konsum stets im Mittelpunkt vieler individueller Lebenswege stand, eine Abkehr bestehender Handlungsmuster gelingen?
Hat ein unendliches Wachstum Grenzen?
Die Delegation des Louise Weiss Gymnasium brachte sich beherzt ein, überzeugte in den Gruppenarbeiten und lieferte sich schließlich eine packende Abschlussdebatte rund um die Frage nach den Verheißungen eines unendlichen Wachstums. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Gothaer Stiftung, die dieses Bildungserlebnis ermöglicht hat. Und gleichzeitig bei allen Teilnehmenden für die wertschätzende Beteiligung. 58 % der Jugendlichen erteilen dem Seminar schließlich die Note 2, während 28 % eine 1 gaben und 14 % die Note 3.
Ermöglicht wurde dieses Bildungserlebnis dank der Unterstützung unseres Kooperationspartners der Gothaer Stiftung.